Tanzen bis zur Sammelklasse

27.08.2019    Tanzsport
von Karin Borowski und Joachim Janus

Ein erlebnisreiches einwöchiges Tanzseminar besuchte eines unserer engagierten Tanzpaare. Lesen sie nachfolgend den begeisterten Bericht!

Da gibt es - seit vielen Jahren schon - so ein Tanz-Seminar im Harz, für alle Turnier-Klassen, von D wie „Das versuchen wir mal“ über C, B und A (die „Aussichtsreichen“) bis S wie Sonderklasse der Supertollen. Ob sowas für uns überhaupt in Frage kommt? Von Sonntag bis Freitag bombardiert mit Lernstoff, können wir das als C-III-Standard-Senioren überhaupt verarbeiten und umsetzen? Gerda und Wilhelm Dietz, unsere Tanztrainer vom TV Eiche Horn in Bremen, raten zu, und wir fahren hin, eine ganze Woche lang tanzen, und anschließend ein großes Turnier über zwei Tage. Na ja, mal sehen.

Samstag: Eröffnung im Tagungshotel in Braunlage, leckeres Essen gemeinsam mit allen Teilnehmenden, und siehe da, alles Senioren, die Jüngsten also über 35 Jahre (Senioren I) und viel Silberhaar oder in der Wolle gefärbt. Nur das Show-Tanz-Paar 18- und 20-jährig. Also gut, das passt schon mal.

Sonntag: Wir sind in der ersten Gruppe, die Unterricht hat. D- und C-Klasse-Paare. In Gruppe zwei tanzen B- und A-Klasse, und in der dritten die Besten, die S-Klasse-Paare, von denen einer sie als Sammelklasse bezeichnete. Ja, da wollen wir auch mal hin, aber erstmal wird gearbeitet. In jeder Gruppe ca. 15 Paare, zweimal 90 Minuten, in denen heute die Veranstalter, Betty und Gerwin Biedermann, uns Grundlagen und Feinheiten zum Quickstep erklären, zeigen und üben lassen. Wie an den anderen Tagen auch, bekommen wir zum Schluss eine Zusammenfassung der Lerninhalte, die wir mit unseren Handys aufnehmen dürfen zum Nacharbeiten. Und wie an jedem Tag können wir abends beim freien Training noch weitere Fragen stellen und Hilfestellung bekommen. Man kann auch Einzelstunden buchen. Fazit des ersten Tages: Didaktisch sehr gut vermittelt, sehr angenehme, wertschätzende Lern-Atmosphäre, viel gelernt, Lust auf mehr!

Montag: Kai Eggers nimmt uns in seinen insgesamt drei Stunden anhand des Slowfox' in die Mangel. Wir üben Fußarbeit, Gleichgewicht und Bewegungsabläufe und merken verwundert, wo überall im Fuß man Muskeln hat – die dann entsprechend Muskelkater anmelden. Wer noch andere Muskeln spüren will, geht nach Braunlage runter und wandert dann den Berg wieder rauf, oder geht schwimmen hier im Hotel.

Dienstag: Tango! Nochmal eine ganz andere Bewegung, andere Fußarbeit, andere Tanzhaltung, na ja, Latein-verdächtig eben. Alla Bastert-Tkachenko, gebürtige Russin, spricht nicht nur ausgezeichnet Deutsch und verdeutlicht mit anschaulichen Vergleichen und Übungen, nein, sie sieht auch alles und nimmt jeden auf's Korn, dem sie noch etwas zu verbessern zeigen kann. Und das sind eigentlich alle, bis zur S-Klasse. Nach dem Abendessen dann zweieinhalb Stunden Endrunden-Training, je neun Paare auf der Fläche, egal welche Klasse, um uns auf das Turnier am Wochenende hier im Saal vorzubereiten, wo hintereinander alle Tänze für jeweils eineinhalb Minuten getanzt und bewertet werden: Langsamer Walzer, dann Tango, Wiener Walzer, Slow Foxtrott und Quickstep. Durchgeschwitzt und abgekämpft, aber gut gelaunt freuen sich alle auf Dusche und Bett.

Mittwoch: Die Wundertüte des Seminars, geheimnisvolles „n. n.“ im Programm. Betty und Gerwin, also die beiden haben uns beobachtet und treffen den Nagel genau auf den Kopf, unseren Kopf: Es geht heute um den Einsatz des Kopfgewichtes und wie wir mit Hilfe des Kopfes Neigung, Schwung und Kontrolle erreichen. Allein diese Einheit wäre es schon wert gewesen, in den Harz zu fahren.

Donnerstag: Obwohl wir von Kopf bis Fuß schon so einiges gelernt haben - na gut, sagen wir, geübt -, kann uns Fred Jörgens doch noch vieles an Bewegungsabläufen sehr genau im Langsamen Walzer verdeutlichen, etwa „wer nach links geht, bewegt sich zuerst“. Das häufigste Wort dieser Lern-Einheit: „Nochmal!“

Freitag: Oh schade, schon Freitag?! Heute üben wir mit Betty und Gerwin den Wiener Walzer. Wenn wir in die B-Klasse aufsteigen, steht auch das Wienerle auf der Speisekarte. Gut für uns also, auch diesen fünften Turnier-Tanz schon mal zu üben. „Tanzen wie im Kriechkeller“, „mit der Hüfte die Glocke anschlagen“, „einen Zentimeter Dehnungsfuge im Paar zulassen“ - Gerwin und Betty vermitteln mit anschaulichen Bildern, und wir haben immer mehr Schwung und Spaß an diesem Tanz, für den ich mir sonst gleich den Eimer mitnehmen musste.... Und dann noch Turnier-Vorbereitung, Benimm-Regeln und Mental-Training für den großen Auftritt, damit wir (sieges-)sicher auftreten können. An diesem letzten Abend können wir auf der Tanzfläche des bevorstehenden großen Turniers unsere Tanzfortschritte üben. Und es ist keiner dabei, der keine erkennbaren Fortschritte gemacht hätte….

Die Tanztrainer haben dieses Seminar zu einem anstrengenden Vergnügen gemacht, wichtig immer: Der Spaß soll nie verloren gehen. Illusorisch zu glauben, dass man auch nur einen kleinen Teil davon sofort umsetzen könnte. Das ist ein Trainingsprogramm für die nächsten Monate oder Jahre; und dennoch - oder gerade deswegen - hat es sich gelohnt. Ich weiß nicht, wie es Betty, Gerwin, Kai, Alla und Fred schaffen, von vor 9 Uhr bis 22.30 Uhr mit höchstens 15-minütigen Pausen (wo wir Teilnehmer auch noch ankommen und Fragen stellen) so intensiven Unterricht zu erteilen. Ich weiß jetzt aber, warum einige schon zum 10. oder 15. Mal teilnehmen. Das könnte uns auch passieren!

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