Offener Brief zu Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen
Die Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen ist zu kurz gedacht und gefährdet die Existenz der betroffenen Vereine!
Wir wissen um die enormen Herausforderungen, vor denen die Politik, die Verwaltung aber auch die Gesellschaft angesichts des aktuellen Flüchtlingsstroms steht. Und wir sind der Meinung, das Land Bremen konnte bis vor wenigen Wochen stolz auf den Umgang mit dieser Ausnahmesituation sein. Auf diesem Hintergrund betonen wir, dass wir unsere nachstehende Kritik in Richtung Politik an der Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen klar abgrenzen von der gewollten Willkommenskultur gegenüber den geflüchteten Menschen.
Die Politik, allen voran Bürgermeister Sieling, hat vor kurzem mehr Solidarität von der Bevölkerung gefordert. Nicht lange danach sind einigen Vereinen in einer Nacht- und Nebelaktion die ersten Trainings- und Wettkampfstätten genommen und als Flüchtlingsunterkünfte hergerichtet worden. Die Verantwortlichen in den Vereinen hatten zum Teil nicht einmal die Zeit ihre Mitglieder zu informieren, die dann vor verschlossenen Hallen standen.
Viele Sportvereine in ganz Bremen haben sich von Anfang an, ohne große finanzielle Debatten, sondern uneigennützig und unbürokratisch an der Arbeit mit Flüchtlingen beteiligt. Diese Art der Solidarität und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ist eine gelebte Selbstverständlichkeit im organisierten Sport und sie muss in die Überlegungen der politisch Verantwortlichen einbezogen werden. Im Sport wird nicht nur geredet, sondern gehandelt – ohne Hallen ist dies allerdings nicht mehr möglich. Zu Recht werden die Vereine als das Herzstück unserer Gesellschaft bezeichnet. Dass ihnen jetzt auf unabsehbare Zeit eine Großfeldhalle nach der anderen genommen wird (aktuell 14 von 25), kann schon bald zu ihrer Existenzbedrohung und damit zu einem Herzstillstand führen, denn ohne Hallen kann es in vielen Sportarten keine Übungs-/Trainings- bzw. Spiel-/Wettkampfangebote mehr geben.
Die Folgen sind vielfältig: Je nach Länge der Hallenumwidmung wird es zu einer mehr oder weniger massiven Austrittswelle aus den Vereinen kommen. Die Vereinslandschaft und -kultur mit allem ehrenamtlichen Engagement droht zerstört zu werden, mit unabsehbaren Finanzverlusten, für die die ehrenamtlichen Vorstände persönlich haften. Darüber hinaus sind auch viele Arbeitsplätze in den Vereinen gefährdet. Ohne die Angebote der Vereine gibt es aber auch keine Gemeinschaft mehr und damit nicht mehr die dem Sport eigene Integrationsmöglichkeit. Und hier reden wir nicht mehr nur von Flüchtlingen, sondern auch von Menschen mit Behinderungen und sozial schwächer gestellten Menschen. Ferner ist jedwede Form der sportlichen Betätigung in der Gemeinschaft eine wesentliche Grundvoraussetzung für unsere Gesellschaft. Hierin zeigt sich wieder einmal, dass die soziale Verantwortung und Funktion, die der Sport zunehmend übernimmt und der zum Zusammenhalt der Gesellschaft beiträgt, offenbar massiv unterschätzt und nicht ernst genug genommen wird. Mit offenen Armen und selbstverständlich haben die Sportvereine bzw. deren Mitglieder in den letzten Monaten Flüchtlinge in ihren Reihen aufgenommen. Und genau diesen überwiegend ehrenamtlich organisierten Institutionen wird diese Möglichkeit jetzt nach und nach genommen. Aber sind es nicht gerade die Ehrenamtlichen, die sich im Gegensatz zu den politisch Verantwortlichen bislang durch ihren unermüdlichen Einsatz noch nicht überfordert gezeigt und den Staat entlastet haben? Soll dieses Engagement fortgeführt werden, müssen Sportstätten erhalten bleiben, denn Integration kann nur dort stattfinden, wo Flüchtlinge Kontakt zur Bevölkerung haben, und zu diesen Orten werden zunehmend die Sportanlagen der Vereine.
Noch ist die Welle der Solidarität seitens des Sports beeindruckend, aber irgendwann stößt sie an Grenzen und wird polarisieren. Und dann? Wie argumentieren wir gegenüber unseren Mitgliedern, die sich seit Wochen für Flüchtlinge engagiert haben und die nun vor verschlossenen Hallen stehen aber ihren Mitgliedsbeitrag weiter entrichten sollen? Dass sie sich solidarisch zeigen sollen? Und wer zeigt sich solidarisch mit den Vereinen?
Der SV Grambke-Oslebshausen, TSV Lesum-Burgdamm, TuS Huchting, TuS Komet Arsten, TV Bremen-Walle 1875, TV Eiche Horn und die BTS Neustadt als unmittelbar und doppelt Betroffene bzw. Leidtragende der Hallenumnutzung fordern die Politik auf, uns Sportvereine in die Diskussionen einzubinden.
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