Das Spiel gegen Noppe

16.12.2022    Tischtennis
von Thomas Mai

Für einen zweitägigen Tischtennis-Lehrgang fanden sich ein Dutzend Akteure unserer Abteilung in der Halle Horner Heerstraße ein. Unter fachkundiger externer Leitung wurde dabei hauptsächlich praktisches und theoretisches Wissen über das „Spiel gegen Noppe“ vermittelt. Hierzu eine Betrachtung eines Teilnehmers.

Für aktive Tischtennisspieler ist die Wahl des richtigen Schlägers eine ernstzunehmende Herausforderung. Allein über 1.600 verschiedene Tischtennisbeläge sind für den Spielbetrieb zugelassen. Hinzu kommt noch eine riesige Auswahl an Schlägerhölzern. Und wer die Beläge auf Vorhand- und Rückhandseite variiert, hat im Prinzip unendlich viele Holz-Belag-Kombinationen zur Verfügung. Außerdem befindet sich zwischen dem Holz und dem Belag in der Regel noch ein Schwamm, dessen Härtegrad und Schwammdicke unterschiedlich ausfallen. Je dicker der Schwamm ist, umso besser kann der Ball in den Belag eindringen und umso besser lassen sich so genannte Topspinbälle spielen. Dabei wird der Ball mit einer von unten nach oben durchgeführten Schlägerbewegung gestreift, dass dem Ball ein Effet nach vorne verliehen wird. Timo Boll soll den Ball so in bis zu 80 Vorwärtsrotationen pro Sekunde versetzen können. Gelingen kann das aber nur mit sogenannten Noppeninnen- Belägen, die zwar außen glatt erscheinen, aber eine enorme Griffigkeit aufweisen. Sie werden heutzutage am häufigsten verwendet, um eine gewisse Rotation zu erzeugen. Ein extrem wichtiger Bestandteil im Tischtennissport. Durch sie wird der Gegner vor das Problem gestellt, den Schlägerwinkel bei seinem eigenen Schlag immer wieder anzupassen.

Doch es gibt eine kleine feine Gruppe an Spielern, welche kurze oder lange Noppen auf der Außenseite oder gar einen Antitop-Belag auf einer Schlägerseite nutzen. Man nennt sie salopp „Materialspieler". Im Punktspiel hört man oft die Sätze wie „Pass auf, der spielt Material" oder „Der hat auf der einen Seite was drauf". Durch das Spiel mit Material entstehen nämlich oft ungewöhnliche, krumme bzw. schwer zu lesende Bälle. Sie haben eine andere Flugbahn und zum Teil eine unerwartete Rotation. Aber „Material" ist vor allem viel Psychologie.

Auf der einen Seite bringen Materialspieler ihren Gegnern mit wenig Erfahrung gegen Noppen das Fürchten bei, wenn von „flatternden Bällen" die Rede ist. Auf der anderen Seite haben Noppenspieler kein leichtes Leben. Denn bei jeder Gelegenheit wird auf sie geschimpft und ihre Leistungen werden nur auf das Material geschoben. Wobei es rein sachlich bzw. physikalisch keine „flatternden Bälle" geben kann. Es ist oftmals eine Sinnestäuschung in dem Sinne, dass durch die gegnerische Handbewegung und unsere Vorerfahrung mit Noppeninnen-Belägen andere Bälle erwartet werden, als tatsächlich ankommen, nämlich langsamer oder mit anderer Richtung.

Alles Grund genug, sich mal genauer mit dem Thema zu beschäftigen und sich einen Fachexperten dazu zu holen. Mit Thomas Dick als erfahrenem Tischtennislehrer führte die Abteilung einen Wochenend-Lehrgang zum Spiel gegen Material durch. Thomas brachte von seinem Tischtennisinstitut gleich ein Dutzend Noppenschläger mit. So konnte jeder mal das Spiel gegen Noppe ausgiebig üben, aber vor allem auch mal das Spiel mit Noppe ausprobieren. Das Motto lautete: wir lieben es gegen Noppe zu spielen. Das entscheidende ist wohl die koordinative Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit zu verbessern und ein paar taktische Kniffe anzuwenden, um mit den ungewohnten Flugbahnen klar zu kommen. Auf der einen Seite haben Noppenspieler einen entscheidenden Nachteil. Ein Ball trifft auf eine reduzierte Kontaktfläche, womit diese Beläge in der Regel selber deutlich weniger Rotation erzeugen können.

Auf der anderen Seite sind sie unempfindlicher gegen stark rotierende Bälle. Oft trifft man geradezu auf Abwehrspieler im traditionellen Sinne, die fast alles zurückbringen. Dabei bedarf es einer gewissen Übung, überhaupt gut mit Material zu spielen. So gibt es bis in die höchsten Ligen Materialspieler.

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